GEMEINSAM ENTWICKELN, MITEINANDER UMSETZEN INTERVIEW MIT BGM. WERNER KRAMMER

Ideen gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern entwickeln. An Projekten über Parteigrenzen hinweg arbeiten. Und vor allem: Neues zusammen umsetzen. Das ist für Bürgermeister Werner Krammer der Waidhofner Weg. Warum das Umsetzen entscheidet, warum das Miteinander für ihn Teil der Waidhofner DNA ist, und warum Waidhofen zusammenbringt, was für andere gegensätzlich erscheint – darüber spricht er im Interview.

„Gut gedacht. Gemeinsam gemacht.“ Immer öfter sieht man im Waidhofner Stadtbild dieses Motto auf Tafeln. Was bedeutet das für Sie? Was verstehen Sie unter Bürgerbeteiligung in Waidhofen?

Werner Krammer: Den Menschen zuzuhören, ihre Ideen mitzunehmen und Projekte mit ihnen gemeinsam umzusetzen: Das ist mir ein persönliches Anliegen. Ganz einfach deshalb, weil die Waidhofnerinnen und Waidhofner die Experten für ihre Stadt sind. Deshalb leben wir das, was in vielen anderen Städten und Gemeinden bloß Wunsch bleibt – die aktive Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in die Entwicklung ihrer Heimat. Die Tafeln zeigen deutlich: Sie sind die Taktgeber in Waidhofen.

Ein Takt, den die Politik halten muss …

Genau, denn Projekte miteinander zu entwickeln ist enorm wichtig. Aber das Wichtigste ist, sie ins Ziel zu bringen. Eine Idee zu haben, einen Plan zu machen, ist die Voraussetzung. Entscheidend ist das Umsetzen. Das Gute in Waidhofen ist: Beim Umsetzen arbeiten in der Stadtpolitik über die Parteigrenzen hinweg alle mit. Was wir mit den Menschen zusammen entwickeln, wird von den Vertretern der verschiedensten politischen Parteien gemeinsam beschlossen – und schließlich miteinander umgesetzt. Das ist der Waidhofner Weg.

 

Gemeinsam entwickeln, zusammen umsetzen – warum legen Sie solchen Wert auf das Miteinander in der Stadt?

Wir haben Monate der Verunsicherung hinter uns. Und wir wissen: Es liegen große Herausforderungen vor uns. Das Miteinander ist für mich die Basis, diese Herausforderungen zu bestehen. Die Grundlage, unsere Ziele auch in einem schwierigen Umfeld zu verfolgen. Das heißt nicht, dass wir immer alle einer Meinung sein müssen. Es heißt aber schon, dass wir einander zuhören und uns von Argumenten und Ideen überzeugen lassen. Für mich ist klar: In einer Stadt wie Waidhofen braucht es die persönliche Begegnung und gegenseitigen Respekt.

 

Gespräche mit den verschiedensten Betroffenen zu führen, in Diskussionen Argumente abwägen – besteht da nicht die Gefahr von Verzögerungen? Verderben zu viele Köche nicht den Brei?

Natürlich ist es die Aufgabe der Politik und mein Job als Bürgermeister, Entscheidungen zu treffen. Aber wir beweisen in Waidhofen ja immer wieder, dass Einbindung und Entschlossenheit keine Widersprüche sind. Alleine in den letzten Wochen haben wir kleinere und größere Vorhaben eröffnet – den Badeplatz, den Kletterfelsen, aber auch den Glasfaserweiterbau und den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Dächern gestartet. Allesamt mit breiter Mehrheit beschlossen und zügig umgesetzt.

 

Im Oktober haben wir endlich die Bäume in der Innenstadt gesetzt. In den nächsten Wochen werden weitere wichtige Maßnahmen umgesetzt. Wir gründen Energiegemeinschaften mit allen Waidhofnerinnen und Waidhofnern, die sich gemeldet haben und werden noch heuer den Spatenstich für den Turnsaal am Holzlagerplatz begehen. Weil wir es in Waidhofen schaffen, vom gemeinsamen Gespräch zum miteinander Machen zu kommen.

 

Warum ist Waidhofen diesbezüglich anders? Warum schafft man es in Waidhofen, die Interessen der Stadt vor jene der Parteien zu stellen?

Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Zunächst ist es natürlich eine Frage des persönlichen Willens bei den politischen Vertretern. Und den zeigen die Kollegen – wofür ich sehr dankbar bin.

Vielleicht hat es aber auch mit unserer Entwicklung zu tun. In wenigen Wochen beginnt das Jubiläumsjahr: 50 Jahre wird es dann her sein, dass die Stadt und die Ortschaften sich zusammengetan haben. Natürlich lief da nicht alles harmonisch, aber in dieser Zeit haben wir gesehen: Miteinander sind wir erfolgreich, obwohl andere Städte es vielleicht einfacher haben. Das Miteinander ist so zu einem Teil der Waidhofner DNA geworden.

 

50 Jahre Stadt und Land: Ein Grund für Nostalgie oder etwas, woraus man Lehren für die Zukunft mitnehmen kann?

Wir würden eine Chance verpassen, wenn wir angesichts des Jubiläums nur zurückschauen. Vielmehr müssen wir es nutzen, um auf Grundlage unserer Tradition die Zukunft zu gestalten. Wir setzen jeden Tag Maßnahmen um, um Waidhofen noch besser zu machen. Ein Jubiläum wie dieses ist deshalb ein ausgezeichneter Anlass, um über Ziele zu sprechen.

 

Dann sprechen wir über Ziele. In welche Richtung soll sich Waidhofen entwickeln?

In Waidhofen soll es möglich sein, Stadt zu erleben – und gleichzeitig Grün zu genießen. Urbanes Leben und Naturerlebnis sind in Waidhofen keine Widersprüche. Wir wollen die Wirtschaft weiterentwickeln und Arbeitsplätze schaffen, ohne die Lebensqualität zu beeinflussen. Wir wollen mit der Zeit gehen und gleichzeitig Lebensqualität erhalten, Modernität und Tradition in Einklang bringen – das ist es, was Waidhofen ausmacht.

 

In welchen Bereichen gelingt das in Waidhofen?

Das gelingt uns in sehr vielen Bereichen. Bei der Stärkung des öffentlichen Verkehrs, bei der Schaffung von Radwegen, bei der E-Mobilität und beim Car-Sharing – nicht nur im Zentrum, sondern auch in den ländlichen Teilen Waidhofens. Beim Betriebsgebiet Kreilhof, das Raum für Betriebe mit dem Umweltgedanken vereint – ein Vorbild für viele Projekte im ganzen Land. Beim Wohnen, wo sich moderne Wohnformen in urbanen Quartieren und das Eigenheim immer mehr ergänzen.

 

Also Leben voller Möglichkeiten?

Genau. Und zwar Möglichkeiten, die wir gemeinsam denken und miteinander schaffen. Weil das entscheidend ist. Weil das der Waidhofner Weg ist.