Redakteur: Vor etwas mehr als einem Jahr fand am 23. April 2012 nach der Gemeinderatswahl die konstituierende Gemeinderatssitzung statt. Welches Resümee ziehen Sie persönlich?
Mair: Grundsätzlich ziehe ich eine positive Bilanz. Die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen ist noch intensiver geworden. Manche Entscheidungen sind zwar schwieriger geworden und dauern etwas länger, aber dafür werden sie schlussendlich von einer breiten Mehrheit getragen. Die Punkte der Gemeinderatsagenda müssen in den verschiedenen Gremien mehrfach diskutiert werden. Letztlich legen wir aber auch manche Vorhaben ad acta, da es dafür keine Mehrheit im Gemeinderat gibt.
Krammer: Das war ja auch der Wunsch der Wähler: Gemeinderats-Beschlüsse sollten nur mehr durch laufende Suche von Mehrheiten möglich sein. Um aber für die Stadt handlungsfähig zu sein und uns nicht bei jeder anstehenden Entscheidung in parteitaktischen Diskussionen zu verlaufen, haben wir uns einen Partner gesucht, mit dem wir eine breite Übereinstimmung in unseren Vorstellungen von Waidhofen haben. Nach einigen Sondierungsgesprächen haben wir diesen Partner in der UWG gefunden, und bereits kurz nach der Gemeinderatswahl konnten wir uns mit ihr auf ein Sachthemenübereinkommen einigen. Heute können wir bereits auf Erfolge unserer gemeinsamen Arbeit zurückblicken. Redakteur: Herr Bürgermeister, wie funktioniert die Zusammenarbeit im Gemeinderat?
Mair: Auch hier hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten ein gemeinsamer konstruktiver Kurs zum Wohle unserer Stadt und der Bürgerinnen und Bürger eingestellt. Alle Parteien müssen jetzt Verantwortung übernehmen. Bestes Beispiel dafür ist sicherlich die Erstellung des Gemeindebudgets. Hier haben alle Vertreter des Gemeinderates fern ab jeder Parteibrille konstruktiv am Konsolidierungskurs mit gearbeitet. Das wünsche ich mir auch für die Zukunft.
Krammer: Mit der UWG arbeiten wir konsequent am Sachthemenübereinkommen. Das Klima ist grundsätzlich gut, wir haben eine vernünftige Gesprächsbasis. Natürlich kommt es manchmal - wie in jeder Beziehung - zu Irritationen, diese haben wir aber immer rasch ausgeräumt. Wir haben in unserer Zusammenarbeit persönliche oder parteiliche Befindlichkeiten hinten gelassen. Lediglich unsere Stadt sowie die Waidhofnerinnen und Waidhofner stehen im Mittelpunkt. Wir streiten nicht, sondern wir packen an. Und ich traue mich zu sagen: Es ist viel weitergegangen. Ohne unsere Zusammenarbeit wäre viel nicht möglich gewesen. Die Einbindung der anderen Fraktionen wird dabei als selbstverständlich angesehen. WVP und UWG verstehen sich allerdings im Sinne der Demokratie als treibende Kräfte. Redakteur: Gibt es Vorhaben, die Sie besonders positiv hervorheben möchten?
Mair: Das sind sicherlich die interkommunalen Projekte, die nun auch von einer breiten Mehrheit im Gemeinderat getragen werden. Durch den gemeinsamen Blick über den Tellerrand konnten manche Vorhaben erst realisiert werden, wie zum Beispiel der neue Fußballtrainingsplatz in Kreilhof oder unsere Beteiligung am Schigbiet Königsberg. Früher wäre die Verlockung für die Opposition groß gewesen, sich zurückzulehnen und die WVP machen zu lassen. Jetzt ist eine Gemeinsamkeit spürbar. Redakteur: Trotz Sparpolitik ist in diesem Jahr doch einiges umgesetzt worden.
Mair: Ja, wir investieren verstärkt in Projekte, die in Zukunft für die Stadt Einnahmen bzw. deutliche Einsparungen bringen. Dazu zählen sicherlich die Revitalisierung des Wintergebäudes und die Errichtung des Kraftwerks, die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED Technologie und die Aufschließung von neuen Baugründen zum Beispiel am Moos. Und auch die eingeleitete Markenentwicklung wird zu einer höheren Wertschöpfung für unsere Stadt beitragen.
Krammer: Wir sehen uns als Partner der Menschen. Daher wurden auch gemeinsam mit den Bürgern aus allen Ortsteilen auch die sogenannten "100 kleine Ziele" formuliert, die es in den kommenden Jahren zu erledigen gilt. Diese Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass die hohe Lebensqualität in Waidhofen auch in Zukunft gesichert ist. Zahlreiche Dinge konnten bereits von der Liste gestrichen werden, da sie erfolgreich umgesetzt wurden. So wurde beispielsweise der Zaun des Kindergartens in Windhag repariert, die Geländer in Raifberg saniert, die Böschung beim Windhager Kindergarten begradigt und Sonnenschirme für die Konviktgartenkonzert-Besucher organisiert. Redakteur: Die Bevölkerung wünschte sich auch mehr Transparenz - konnte in diesem Bereich schon etwas umgesetzt werden?
Mair: Ja, auch wenn es nicht so sichtbar ist - Politik wird neu gelebt! Die Sitzungsprotokolle kann man sich mittlerweile im Internet jederzeit ansehen und es besteht auch die Möglichkeit, eine Gemeinderatssitzung via "Live Stream" mitzuverfolgen. Wir bieten Bürgerstammtische an, um direkt mit uns reden zu können, und engagierte Bürgergruppen werden aktiv eingebunden. Redakteur: Was waren besonders schwierige Aufgaben in den vergangenen 12 Monaten?
Mair: Dazu zählt mit Sicherheit die Auflösung unserer Derivativgeschäfte. Weiters möchte ich die Analyse und Abarbeitung des Einschauberichtes des Landes Niederösterreich anführen, die mit Bedacht durchgeführt wird, und schließlich den Prozess der Budgetkonsolidierung. Da hat es schon großer Anstrengungen bedurft, hier eine gemeinsame Linie über alle Parteien zu finden, was letztendlich aber gelungen ist und sich positiv auswirkt. Redakteur: Welche Projekte stehen in Zukunft auf dem Programm?
Krammer: Lebensqualität, Zukunftschancen und Sicherheit – diese drei großen Themen stehen in den nächsten Jahren im Mittelpunkt. Oberste Priorität für uns ist der Wohlfühl-Faktor der Waidhofner. Sie leben in dieser Stadt, haben Sorgen und Anliegen; sie sind es, die es tagtäglich betrifft. Wir werden auch in Zukunft unsere WVP-Treffpunkte abhalten, denn sie haben sich bewährt. So können mit ordentlicher Aufklärung und Information Probleme entweder gar nicht entstehen oder Lösungswege rascher gefunden werden. In weiterer Folge liegt unser Augenmerk auch in Verkehrsthemen: das Verkehrskonzept darf nicht in der Schublade verschwinden, sondern muss spürbar zu einer Verbesserung beitragen. Umgesetzt muss auch die neue Marke Waidhofen – da braucht es vielleicht neue gebündelte Strukturen, die Waidhofen "verkaufen". Und wir werden uns intensiv mit der Situation in unseren Ortsteilen auseinandersetzen: dazu zähle ich nicht nur die Erweiterung der Siedlungsgebiete entsprechend unserem soeben beschlossenen Entwicklungskonzept, sondern ich glaube, dass unser Hauptaugenmerk speziell der Zell und deren Problemen gelten muss. Redakteur: Worauf sind Sie besonders stolz?
Mair: Das sind sehr viele Dinge. Hervorheben möchte ich aber gerade in diesen Zeiten, dass wir viele Projekte aufgrund von Eigeninitiativen realisieren konnten. Ich ziehe den Hut vor jenen Menschen, die Verantwortung übernehmen und selbst anpacken. Egal ob es das Buswartehäuschen in der Redtenbachstraße, die neue Ausschank für die Musikkapellen im Konviktgarten, die Errichtung der Sportplätze in Windhag und in der Bachwirtsiedlung, oder das neue Busangebot "WYLi" am Samstag ist. Gemeinsam können wir viel erreichen und Waidhofen weiterhin so lebens- und liebenswert gestalten.
Krammer: Unser oberstes Ziel ist die Weiterentwicklung der Stadt durch mehr Bürgernähe und da sind wir auf einem guten Weg. Natürlich ist eine Budgetkonsolidierung dringend notwendig, aber wir haben trotzdem nicht vergessen, dass Spielraum für die Gestaltung und Entwicklung Waidhofens gegeben sein muss.
1 Jahr nach der Gemeinderatswahl 2012 - "positive Bilanz - gutes Klima"
Bürgermeister Mag. Wolfgang Mair und WVP-Stadtparteiobmann Mag. Werner Krammer ziehen Bilanz über die letzten 12 Monate.
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